FRIEDENSATELIER

Engagierte Kunst der Gegenwart

 

Annamalt

und

Edward Naujok

 

Bilder von Annamalt, Texte von Edward Naujok
Die Malerin Annamalt + der Bildende Künstler Edward Naujok leben in Deutschland. Gemeinsam arbeiten sie zeitnah an sozialkritischen Themen. Aktuelle Politik, Menschenrechtsverletzungen, Kriege und menschliches Verhalten in Konfliktsituationen sind Schwerpunkte ihrer Arbeit. Das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit ist eine Bild-Wort-Kombination, die den Betrachter sehend sowie mit Worten über die oft schwierigen Themen und Hintergründe aufklären soll. Die Malerei und die Texte sind bei den Arbeiten von Annamalt + Edward Naujok gleichberechtigte und sich ergänzende Informationsträger, die die Realität aus einer eigenen Perspektive mit persönlicher Meinung darstellen. In keinem Fall ist ihre Kunst als zeitlos anzusehen, sondern im Gegenteil an die aktuellen Themen der Zeit gebunden. Sie verstehen ihre Arbeit als Kommentar zum Zeitgeschehen und das Verfallsdatum der Reportagen bestimmen die internationale Politik und menschliches Verhalten.

Akrobaten über Trümmer

Wenn es nichts mehr gibt, außer Trümmer, nichts zu essen, nichts zu trinken, nichts zu lachen, dann wird das Leben zum Tanz auf dem Hochseil – und es hängt auch nur noch an diesem dünnen Faden.

Menschen werden zu Jongleuren, denn nur mit Akrobatik kann man sein Leben in diesem Chaos retten und erhalten.

Es ist schon ein schwieriger Balanceakt und man braucht viel Fantasie, um in Kriegszeiten am Leben zu bleiben. Wer das Gleichgewicht in den Trümmern verliert, fällt schnell vom Seil und liegt unten neben den anderen Leichen.

Du fragst, wie diese Stadt heißt und wo dieses Land liegt, das ich gerade beschrieben habe – es gibt viele solcher Städte und das Land hat viele Namen: Afghanistan, Irak, Palästina, Tschetschenien und noch viel mehr Namen. Schalte die Nachrichtensender ein, und du wirst erfahren, in welche Stadt die Akrobaten gerade gezogen sind – in Trümmerland.

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The paintress Annamalt + the artist Edward Naujok live in Germany. Their combined work deals with sociocritical questions. The main aspects of their work are current politics, human rights abuse, wars and human behaviour in conflict situations. Their cooperation result is a combination of pictures and written text which attempts to enlighten the viewers about difficult issues and backgrounds by appealing their text and illustration perception. The paintings and written texts by Annamalt + Edward Naujok are equal and complementary information carriers which show reality in a particular perspective combined with personal impressions. On no account their art can be seen as timeless but is rather connected with current topics of our time. They see their own work as comment about the events of the day. The reportages' expiry date is timed by international politics and human behaviour.

Eine Gesellschaft geht auf Stelzen

Sie stelzen durch eine zerschossene Stadt, überall nur Trümmer und die Kugeln haben nicht nur die Steine zerschlagen.

Einigen wachsen die Stelzen ganz von selbst und sie können sich mit ihren dünnen langen Beinen über die Trümmer bewegen.

Andere müssen sich Stelzen machen, um sich irgendwie über das Elend zu erheben und weiter zu gehen. Hin zu dem Tag, an dem man wieder mit beiden Füßen auf der Erde stehen kann.

Diese Stadt ist voller Stelzengänger und nur die Toten kommen ohne dieses Hilfsmittel aus und auf dem flachen Land sieht es auch nicht anders aus.

Du fragst, wie diese Stadt heißt und wo dieses Land liegt, das ich gerade beschrieben habe – es gibt viele solcher Städte und das Land hat viele Namen : Afghanistan, Irak, Palästina, Tschetschenien und noch viel mehr Namen. Schalte die Nachrichtensender ein, und du wirst erfahren, in welche Stadt die Stelzengänger gerade gezogen sind – in Trümmerland.

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Hürdenlauf zur Freiheit

Die einen laufen vor etwas weg, die anderen laufen zu etwas hin. Doch die Bewegung und die Anstrengungen sind gleich, wenn man um sein Leben laufen muss. So oder so, raus aus diesem Trümmerhaufen, wo es keine Chance des Überlebens mehr gibt.

Die Hürden hin ins Freie sind ein richtiges Hindernis und man muss hoch springen, um sie zu überwinden und viele werden das Ziel nicht erreichen. Außer Kraft und Geschick braucht man auch Glück, damit einen die nächste Kugel nicht erwischt.

Und auf dem Weg in die Freiheit stolpern auch viele über die Hürden, die sie selbst aufgestellt haben. Auch wer die Trümmer schon überwunden hat, ist noch lange nicht im Ziel.

Du fragst, wie diese Stadt heißt und wo dieses Land liegt, das ich gerade beschrieben habe – es gibt viele solcher Städte und das Land hat viele Namen: Afghanistan, Irak, Palästina, Tschetschenien und noch viel mehr Namen. Schalte die Nachrichtensender ein, und du wirst erfahren in welche Stadt die Hürdenläufer gerade gezogen sind - in Trümmerland.

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<was der Krieg erlaubt>

Was der Krieg erlaubt, 2007, 240cm x 220cm

..Was der Krieg erlaubt

Auf die oberen Etagen sind Bomben gefallen und haben die Wohn- und Geschäftshäuser in Schutt und Asche gelegt. Überall liegen eingefallene Häuserwände, Haushaltsgegenstände und Glassplitter herum. Es stinkt wie auf einer brennenden Müllkippe. Aus den Trümmern ragen bizarr verbogene Stahlträger und warten auf fleißige Hände, die sie ausreißen und zum Schrottplatz tragen. Die bei den Bombenangriffen Getöteten wurden in Särge gepackt und in einer Reihe an die ehemalige Hauptstrasse gestellt. Diese Sargkette scheint das einzig Geordnete zu sein in all dem Chaos drum herum. Aus den unteren Etagen und Kellern einiger stehen gebliebener Gebäude erklingt Musik und manchmal lautes Lachen. Wie bei allen Kriegen gibt es auch hier im Libanon nicht nur Verlierer, Überlebende und Tote. Einige Geschäftsleute haben durch den Krieg sehr gut verdient und feiern schon die Folgeaufträge, die der Wiederaufbau ihnen verschaffen wird. Ausgelassen trinken die Kriegsgewinnler in den Kellergewölben auf ihre Erfolge und lassen die Puppen tanzen. Was oben auf der Strasse passiert, interessiert sie wenig - es sei denn ein Trümmerteil versperrt ihnen die Weiterfahrt in ihren frisch importierten Cabrios.

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Links zu

www.annamalt.de und

www.artmajeur.com/edward-naujok

<Parade der Bauernopfer>

Parade der Bauernopfer, 2005, 180cm x 210cm

Parade der Bauernopfer

Viele Staaten veranstalten Jubelfeiern, um so ihre politische Führer zu loben und ihre militärische Stärke zu demonstrieren. Besonders vor und nach Kriegen sind diese Militärparaden ein beliebtes Mittel, die Menschen auf die Nation einzuschwören und Tod und Verletzungen vergessen zu machen. Meist in vorderer Reihe marschieren stolz die mit Orden behängten Kriegsveteranen und grüßen freundlich die Befehlshaber auf der Ehrentribüne. Doch die Kriegskrüppel im Rollstuhl ohne Beine oder die deren Arme nur noch Stümpfe sind, wird man bei diesem Aufmarsch vergeblich suchen. Sie sind unerwünscht, denn ihre Anwesenheit könnte das Bild vom sauberen Krieg der starken und unverwundbaren Soldaten beschädigen. Man mag auch keine trauernden Witwen, weinende Mütter und Kriegswaisen am Straßenrand. Die, die einmal an den guten Krieg glaubten, bis sie eines besseren belehrt wurden, sollen gefälligst zu Hause bleiben und ihr Wissen für sich behalten. Und das die Toten nicht wieder aufstehen und ihre Erfahrungen mitteilen können, ist auch sicher. Daher kommt die Wahrheit über den Krieg selten zu Wort. Nur sehr selten, wenn die Regierung die Opferzahlen nicht mehr leugnen kann und die Vermisstenzahlen täglich steigen, wächst der Widerstand in der Bevölkerung und die im Bild dargestellte Szene wird real. So war es damals bei den Demos gegen den Vietnam Krieg und so kommt es heute zur Kriegsunlust am Irakkrieg. Doch das Regime will die Meinung der Opfer nicht hören und geht wie im Bild unten links zu sehen, mit Polizeigewalt und Gummiknüppeln gegen die Demonstranten vor. ...

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<Liebe>

Keine Einreise für die Liebe, 2006, 240cm x 220cm

..Keine Einreise für die Liebe

Was sich nach einem Titel für ein absurdes Theaterstück anhört, ist in Israel traurige Wirklichkeit. Nach dem israelischen Ehegesetz sind Mischehen zwischen Israelis und Palästinensern unerwünscht und ein dauerhaftes Zusammenleben der Eheleute auf israelischem Territorium verboten. Da der palästinensische Partner keine ständige Aufenthaltserlaubnis erhalten kann, ist ein gemeinsames Familienleben nur möglich, wenn der israelische Ehegatte Israel verlässt und mit seinem Partner nach Palästina oder in ein anderes Land auswandert. Für den israelischen Teil des Paares bedeutet dieser Schritt letztendlich den Verlust der israelischen Staatsbürgerschaft. Da dieses Gesetz nur für Ehen zwischen Israelis und Palästinensern gilt und nicht für Mischehen, bei denen der Ehepartner aus irgendeinem anderen Land der Welt kommt, ist es ein klassisches Rassengesetz, das sich auf eine bestimmte Volkszugehörigkeit und Nationalität bezieht. Die Vertreibung der Braut bzw. des Bräutigams von israelischem Boden stellt einen Verstoß gegen die internationalen Menschenrechtsgesetze und Verträge dar, die auch Israel unterzeichnet hat. Wenn in diesem Land sogar der Liebe die Einreise verweigert wird, wie soll es da zu einem dauerhaften Frieden zwischen Israel und Palästina kommen?

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<Arme und Amenleer>

Die Armen und nochmals Amen, 2005, 210cm x 180cm

Die Armen und nochmals Amen -

Der Glaube ist das einzige, das die Menschen in diesem afrikanischen Land besitzen und die Kirche ist immer an ihrer Seite und sagt zu allem "so sei es". - Einen Sarg zur Bestattung ihrer Toten können sie sich nicht leisten, denn sie brauchen jeden Cent zum Überleben. So schieben sie ihre Leichen auf Schubkarren an den Rand des Dorfes, um sie in einem Massengrab beizusetzen. Außerdem gab es so viele Tote, dass gar keine Zeit wäre, tausende Särge zu zimmern. - Die im Bild dargestellte Szene hätte sich so beim Völkermord in Ruanda abspielen können. Hutu Milizen hatten hunderttausende von Tutsis mit Macheten abgeschlachtet. - Obwohl beide Bevölkerungsgruppen Christen sind, verhielt sich die katholische Kirche aus Machtinteresse nicht neutral, sondern hielt eher den regierenden Hutus bei. Tausende von Tutsis flüchteten sich in die Kirchen und Klöster, von denen sie Schutz erwarteten. Doch ihr Glaube wurde zur Falle, denn die Hutu Milizen hatten nun leichtes Spiel, hunderte Menschen auf einmal umzubringen. Es gab auch Nonnen und Priester, die die Tore ihrer Kirchen für die Mörderbanden geöffnet haben. - Ein belgisches Gericht hat Jahre später zwei katholische Nonnen der Beihilfe zum Völkermord schuldig gesprochen.

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<Kriegsschauplaetze>

Das Heft "Kriegsschauplätze" kann bei Annamalt und Edward Naujok über deren Internetseite bestellt werden.